Der Mythos Brigitta – Lange vergessen und neu entdeckt

Brigitta Fastrada (* um 765; † 10. August 794) ist die Mutter Frankfurts. Durch ihr Wirken wurde Frankfurt 794 n. Chr. – zu dieser Zeit noch namenlose Siedlung – zum zentralen Austragungsort einer europäischen Synode von Priestern, Bischöfen und Fürsten. Brigitta rief und sie kamen alle. Zwar war Brigitta Fastrada zum Zeitpunkt der großen Versammlung bereits verstorben doch ihr Ruf sollte noch viele Jahre mit der Geburtsstunde der Tourismusmetropole Frankfurt verbunden bleiben.

Denn über Jahrhunderte hinweg kamen unzählige Menschen aus der ganzen Welt und trafen an jenem Ort aufeinander, den wir heute als die Frankfurter Altstadt kennen. Wer Heimat und Haus verließ und nach Frankfurt aufbrach, beging die “Via Brigitta”. Die Praxis des Zusammenkommens ließ das Zentrum Frankfurts zum quirligen Herz der bald reichen Messestadt anwachsen. Bis in das 20. Jahrhundert hinein blieb der Mythos Brigitta im kulturellen Gedächtnis der Bewohner*innen und Besucher*innen verhaftet.

Ende des Zweiten Weltkrieges legten jedoch alliierte Bomber das schlagende Herz Frankfurts in Schutt und Asche. Durch die Städtebaupolitik der Nachkriegsjahre fiel die einstmals lebendige Mitte und mit ihr der Mythos Brigitta in einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf.

Seit 2012 rekonstruiert die Stadt Frankfurt den mittelalterlichen Stadtgrundriss und ermöglicht so, den Mythos Brigitta für die Bürger*innen der Stadt und ihre zahlreichen internationalen Gäste (wieder) erfahrbar zu machen.

Das Wunder der Wiederentdeckung und Erweckung Brigittas verpflichtet die Menschen heute, die neue Altstadt zu beleben und sich anzueignen. Denn die Via Brigitta beginnt vor jeder Haustüre und benötigt die Gemeinschaft, um ihren Spirit ins 21. Jahrhundert zu tragen.